(Stand: Oktober 2025)

 

Fischbeifang um mehr als 50 % verringert

 

Nach zweijähriger Laufzeit wurde das Forschungsprojekt „MiniFisch – Beifangvermeidung in der Krabbenfischerei“ erfolgreich abgeschlossen. Ziel des vom Land Schleswig-Holstein und der Europäischen Union geförderten Projekts war es, den Fischbeifang in der Krabbenfischerei signifikant zu reduzieren, ohne dabei die Fangmengen der Speisekrabben wesentlich zu beeinträchtigen.

Die Ergebnisse zeigen, dass der im Projekt entwickelte Strömungstrichter den Fischbeifang durchschnittlich um 56 Prozent verringern kann. Dieses Ergebnis unterstreicht das Potenzial technischer Innovationen, um die ökologische Nachhaltigkeit der Krabbenfischerei zu verbessern.

 

 

Zur praktischen Erprobung wurde der Strömungstrichter im Rahmen von 86 Testhols im Fanggebiet um Büsum eingesetzt. Die Versuche erfolgten mit dem Fischereifahrzeug Maret (SC 14) unter der Leitung von Jan Möller, unterstützt durch seine Besatzung und Rainer Möller.

Die Testphase fand unter teilweise schwierigen Umweltbedingungen statt. Im Jahr 2024 kam es im Wattenmeer zu einer außergewöhnlich lang anhaltenden Wittlingsinvasion, die mit sehr geringen Krabbenbeständen einherging. Diese Situation erschwerte die Datenauswertung, dennoch konnten belastbare und aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden.

 

Während des Projekts wurden verschiedene Konfigurationen des Strömungstrichters getestet. Dabei standen insbesondere die Länge des inneren Leitnetzes sowie die Größe der Fluchtfenster im Fokus. Ziel war es, eine möglichst hohe Reduktion des Fischbeifangs bei gleichzeitig stabilen Krabbenfängen zu erreichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Skizze A) zeigt den Strömungstrichter (dunkelgrau) im Original-Set-up mit 1,5 m langem Leitnetz und 10 cm großen Fluchtfenstern; Foto B) zeigt die Verkleinerung der Fluchtfenster um 25 % und Skizze C) die Kürzung des Leitnetzes auf 80 cm. Skizze D) ist die optimierte Einstellung ohne Leitnetz und mit 10 cm großen Fluchtfenstern.

Die besten Resultate wurden mit einer Konfiguration ohne Leitnetz und mit 10 cm großen Fluchtfenstern erzielt. In dieser Einstellung verringerte sich der Fischbeifang im Durchschnitt um 56 %. Besonders deutliche Rückgänge zeigten sich bei Hering (–63 %), Stint (–50 %) und Wittling (–51 %). Diese Arten gelten als empfindlich, da sie den Fang- und Sortiervorgang an Bord in der Regel nicht überleben.


Darüber hinaus führte der Strömungstrichter zu einer 14 % geringeren Artenvielfalt im Beifang. Eine geringere Zahl nicht-zielgerichtet gefangener Arten weist auf eine höhere Selektivität der Fangmethode hin und unterstützt somit das Ziel, die Biodiversität im Wattenmeer zu erhalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ergebnisse der verschiedenen Optimierungs-versuche für den Fischbeifang. Dargestellt sind Mittelwerte;  der Unterschied der Fangdaten ohne Leitnetz (ganz rechts) ist statistisch hochsignifikant; SB=Steuerbord, BB= Backbord.

 

Weiteres Optimierungspotenzial

In der optimalen Einstellung zur Beifangreduzierung wurde ein Rückgang der Speisekrabbenfänge um rund 30 % festgestellt. Diese Verluste sind für eine wirtschaftliche Nutzung derzeit noch zu hoch. Allerdings besteht weiteres Potenzial zur Verbesserung der Konstruktion. Zukünftige Anpassungen – insbesondere hinsichtlich der Maschenweite der Fluchtfenster sowie der Gestaltung und Länge des inneren Leitnetzes – könnten eine bessere Balance zwischen ökologischer Wirksamkeit und wirtschaftlicher Tragfähigkeit ermöglichen. Solche Feinanpassungen sollen im Rahmen eines möglichen Folgeprojekts überprüft werden.

 

Bedeutung für eine nachhaltige Krabbenfischerei

Das Projekt MiniFisch verdeutlicht, dass technische Innovationen in der Fischereitechnik einen messbaren Beitrag zum Meeresschutz leisten können, ohne die Fischerei grundsätzlich infrage zu stellen. Der Strömungstrichter stellt ein praktikables Instrument zur Reduzierung des Beifangs dar und kann langfristig zur ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit der Krabbenfischerei beitragen.

Für eine erfolgreiche Umsetzung ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis entscheidend. Nur im Dialog mit den Fischereibetrieben lassen sich technische Lösungen entwickeln, die sowohl den ökologischen Anforderungen als auch den wirtschaftlichen Realitäten gerecht werden.

 

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